Nicht nur nett vernetzt: Warum Communities mehr sind als Netzwerke

Netzwerke sind eine wichtige Grundlage: Sie verbinden Menschen, ermöglichen Austausch und schaffen erste Anknüpfungspunkte.
Aber echte Gemeinschaft entsteht erst, wenn aus Verbindungen Vertrauen wird – und aus Austausch gemeinsames Tun.
Netzwerke verbinden Menschen. Communities verändern sie.
Das klingt plakativ – und soll es auch. Denn zu oft werden die beiden Begriffe synonym benutzt, obwohl sie ganz unterschiedliche Dynamiken mit sich bringen.
Wir brechen mal kurz herunter, wie sich die beiden Konzepte im Idealfall unterscheiden. Wir wollen uns aber nicht so sehr an den Begriffen aufhängen. Wir kennen „Netzwerke“, die brodelnde Communities sind, und vice versa.
Netzwerk | Community |
---|---|
Lose Verbindungen | Geteilte Verantwortung |
Austausch von Infos | Gemeinsame Praxis |
Visitenkarten | Vertrauen |
„Ich bin da, wenn ich was brauche“ | „Ich bleib, weil ich etwas beitragen will“ |
Rollen bleiben vage | Rollen werden klar – aber freiwillig |
Thema: Was interessiert uns? | Thema: Was tun wir deshalb gemeinsam? |
Ein Netzwerk ist oft ein loses Geflecht: Man kennt sich, folgt sich vielleicht auf LinkedIn, empfiehlt sich Artikel oder Tools. Das kann wertvoll sein – aber es bleibt meist reaktiv.
In einer Community hingegen geht es darum, gemeinsam etwas voranzutreiben. Man übernimmt Aufgaben, teilt Wissen, gestaltet Formate mit. Wenn in einem Netzwerk jemand fragt: „Kennt jemand ein gutes Tool für XY?“ – dann ist eine Community die Gruppe, die sagt: „Lass uns gemeinsam herausfinden, wie wir das lösen können.“
Ein gutes Beispiel aus der Praxis: In einer unserer Communities hatte jemand eine Frage zum Thema datensparsame digitale Tools. Statt eine Liste zu posten, hat ein Mitglied direkt angeboten, gemeinsam eine Übersicht zu erarbeiten – und wenige Wochen später war daraus ein Co-Creation-Dokument entstanden, das heute regelmäßig aktualisiert wird. Genau das ist der Unterschied: Mitdenken, Mitmachen, Mitverantwortung.
Vor ein paar Jahren habe ich eine Broschüre zu Communities und Netzwerken für die AWO geschrieben. Dort könnt ihr gerne auch noch etwas tiefer eintauchen. Darin zeigen wir, warum Netzwerke und Communities unterschiedlich wirken, worauf es bei der Gründung ankommt – und welche Bedingungen förderlich sind, damit aus Austausch echtes gemeinsames Lernen wird.
Was eine Community wirklich trägt: Werte & Beziehungstiefe
In der Theorie klingt es einfach: Menschen, die sich für ein Thema interessieren, zusammenbringen – fertig ist die Community.
In der Praxis sieht das anders aus. Denn Interesse allein reicht nicht. Was eine Community ausmacht, ist nicht nur das Thema, sondern ein geteiltes Verständnis von Zusammenarbeit und Miteinander.
Wenn Menschen einer Community beitreten, nur um Infos zu ziehen oder Sichtbarkeit zu bekommen, entsteht selten Verbindung. Wer hingegen bereit ist, auch zu geben – Ideen, Zeit, Feedback – legt den Grundstein für echte Beziehung.
Das klingt abstrakt, meint aber etwas sehr Konkretes:
- Eine Frage in der Community beantworten, auch wenn man nicht selbst betroffen ist.
- Jemandem helfen, sein Format zu verbessern, einfach weil es das Miteinander stärkt.
- Eine Idee teilen, obwohl sie noch nicht „fertig“ ist – in der Hoffnung, dass andere sie mitentwickeln.
In Communities steht das Geben oft am Anfang – das Bekommen kommt später, und manchmal anders, als man dachte: in Form von neuen Perspektiven, Rückhalt, Resonanz oder unerwarteten Kontakten. Das sorgt immer wieder für Reibung: Warum mache ich das eigentlich? Was bringt das? Der Nutzen einer Community wird selten sofort ersichtlich, was wohl eine der größten Herausforderungen für Community Manger*innen im Organisationskontext ist, denn... Deliverables. Es werden oftmals konkrete Ergebnisse erwartet.
Warum die Größe nicht alles ist
Wir haben es selbst erlebt: Eine Community mit weniger als 50 Mitgliedern war über Monate hinweg hochaktiv, quirlig, voller Resonanz. Die Leute kannten sich, bezogen sich aufeinander, es entstand ein gemeinsamer Takt.
Jahre später – mit über 500 Mitgliedern – war das ganz anders. Trotz gutem Onboarding und spannenden Themen war die Mitwirkung oft schleppend, die Events dafür aber recht voll. Die Zahl allein sorgte nicht für Dynamik – im Gegenteil: zu viele unterschiedliche Bedürfnisse, zu wenig Nähe, zu viel Streuverlust.
Das zeigt: Mehr heißt nicht automatisch besser.
Community funktioniert dann gut, wenn Menschen sich gesehen fühlen – nicht, wenn sie sich in der Masse verlieren.
Das war für uns ein wichtiger Aha-Moment: Wachstum ist nicht per se ein Erfolgskriterium. Manchmal liegt die Kraft im Kleinen – solange echte Verbindung entsteht.
Wie sieht dann Skalierung in Communities aus? Ich bin davon überzeugt, dass Skalierung eher über die Vielzahl an Communities funktioniert als über die Größe. Ein Thema, das wir garantiert später noch aufgreifen werden.
Warum das gerade in Organisationen wichtig ist
Netzwerke helfen, den Überblick zu behalten. Communities helfen, Neues zu entwickeln. Denn: Eine Community ist nicht nur ein Informationskanal, sondern ein sozialer Lernraum. Und das ist eine Währung, die in Zeiten des Wandels an Wert gewinnt. (Das soll nicht heißen, dass Communities automatisch die besseren Netzwerke sind. Beide Formen haben ihre Berechtigung und sind je nach Bedarf die passendere Option.)
Unser Fazit
Community ist kein Selbstläufer. Sie braucht Zeit, Raum und Menschen, die bereit sind, sich einzulassen – nicht nur auf Inhalte, sondern aufeinander. Sie braucht gemeinsame Werte, nicht nur gemeinsame Themen. Und sie braucht Beziehungstiefe, nicht nur Reichweite.
Zum Reflektieren & Weiterdenken
👉 Wo erlebst du echte Community – und wo „nur“ Netzwerk?
👉 Was hält euch (noch) davon ab, gemeinsam ins Tun zu kommen?
👉 Was wäre ein erster, kleiner Schritt in Richtung mehr Verbindung?
Wenn du tiefer einsteigen möchtest, was Communities lebendig macht, laden wir dich herzlich zu unserer nächsten Session ein!
Diesmal geht es um das 3C-Framework – Communication, Connection und Conversation – und wie diese drei Bausteine helfen, Communities bewusst zu gestalten und zu entwickeln.
📅 Nächster Termin: Mittwoch 30.04.2025 - von 11—12 Uhr.
Wir freuen uns, wenn du dabei bist!
Bestes und bis bald,