Stich für Stich: Wie Communities Systeme verwandeln

CommuniCiao!
Ich habe die große Ehre, heute unseren allerersten Beitrag zu schreiben. Und weil ich eine Freundin großer Gedanken und gesellschaftlicher Perspektiven bin (Soziologie und so), fange ich gleich mit einem dicken Brett an – der sozial-ökologischen Transformation.
Ja, der Begriff Transformation ist etwas ausgelutscht, taucht inflationär in Förderanträgen auf und wird mittlerweile auch von profitorientierten Unternehmen auf Plakate gedruckt. Aber: Ich mag den Ausdruck, weil Transformation nach etwas klingt, das wir in der Hand haben. Während Wandel wie etwas daherkommt, das uns einfach passiert, steckt in der Transformation die gestalterische Kraft, mit der wir die Welt „formen” können. Transformation ist eine Entscheidung.
Unter sozial-ökologischer Transformation lassen sich also viele große und kleine Bestrebungen zusammenfassen, die unsere Welt gerechter, nachhaltiger und zukunftsfähiger machen. Wie der Weg dahin aussieht, darüber lässt sich (und sollten wir!) streiten. Doch von einer Sache bin ich überzeugt: Communities werden einen entscheidenden Beitrag dazu leisten.
Was haben Communities mit systemischer Transformation zu tun?
Julius und ich sehen das so: Menschen schließen sich in Communities zusammen, um für einen größeren Zweck einzustehen. Sie teilen Wissen, lernen voneinander und finden Wege, wie sie ihre gemeinsame Vision in der Welt verankern können.
Ein Beispiel: Wissenschaftliche Communities. Forscher*innen kommen in regelmäßigen Abständen zusammen, um sich über die neuesten Erkenntnisse in ihrem Fach auszutauschen. So schaffen sie kollektives Wissen. Im besten Fall geschieht auch noch etwas anderes: Sie überlegen sich, wie sie dieses Wissen in die größere Öffentlichkeit oder in politische Entscheidungsprozesse einbringen können – bestärkt von ihren Kolleg*innen. Damit tragen sie zu wichtigen Veränderungen auf der gesellschaftlichen Ebene bei. Es entsteht Transformation.
Das ist kein lineares „Ergebnis“, sondern ein kollektives Muster – aufgebaut durch Beziehung, Dialog und Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung. Stich für Stich.
Ganz nebenbei passiert aber noch etwas anderes: Die Menschen in der Community bauen Vertrauen und Verbindung untereinander auf und entwickeln ein wertschätzendes und ermutigendes Miteinander. Psychologische Sicherheit ist hier das Stichwort. So findet auf der Ebene der Beziehungen Veränderung statt, die die Mitglieder wieder in ihr weiteres Umfeld mitnehmen.
Das passiert auch in Communities in Organisationen, die neue Arbeitsweisen etablieren: Peer-Learning-Gruppen, interne Austauschformate, Netzwerke von „Changemaker*innen“. Auch hier geht es nicht nur um Methoden oder Tools – sondern um Kultur, um Vertrauen. Darum sich zu trauen, etwas anders zu machen als bisher. In einem geschützten Rahmen können wir uns viel besser aufraffen und sagen: Komm, ich probier das jetzt mal aus!
Und das passiert nicht zufällig – sondern es ist gestaltbar.
Genau da kommen wir Community Builder*innen ins Spiel: Wir haben die Möglichkeit, dieses „Wie” bewusst zu gestalten. Wir können intentional Räume schaffen, in denen Menschen sich entfalten, sich gesehen fühlen und gemeinsam Dinge in Bewegung setzen.
Eine Geschichte aus meinem eigenen Leben: In meiner BNE-Ausbildung (BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung) hat unser Trainer einen Ort kreiert, an dem wir uns sicher, lebendig und verbunden gefühlt haben. Innerhalb kürzester Zeit wurden wir als Teilnehmende eine eng zusammengeschweißte Gruppe. Ich habe über fünf Jahre später immer noch ein ganz wohliges Gefühl in mir, wenn ich daran zurückdenke. Ich trage diese tiefgreifende Erfahrung weiter und lasse die Menschen in meinen eigenen Seminaren und Workshops daran teilhaben.
Was damals passiert ist, war kein Zufall – sondern das Ergebnis bewusster Gestaltung. Mein Trainer praktizierte Art of Hosting. Das ist weniger eine Workshop-Kiste, als vielmehr eine Haltung: Gespräche eröffnen, Räume gemeinsam gestalten, Verantwortung teilen. Es geht nicht um Tools zum Abhaken, sondern um eine Einladung, die tiefe Verbindung ermöglicht. Und das verändert dann nicht nur das Meeting. Link: artofhosting.org
Mein Trainer hat durch seine Praxis einen Ripple Effect ausgelöst – also eine Wirkung entfaltet, die sich wie konzentrische Kreise auf weitere Bereiche ausweitet. Und genau das können wir alle tun. In unseren Communities, mit unseren Methoden, durch unsere Haltung.
Das ist Community Building. Es geht nicht nur um Austausch, sondern um Erfahrung. Nicht nur um Struktur, sondern um Beziehung. Nicht nur um Tools, sondern um Wirkung. Wenn wir als Community Builder*innen wieder mal eine Einladung zu einem Stammtisch verschicken, den Text neu formatieren müssen und das Bild schon wieder aus der Box springt... dann verlieren wir dieses große Ganze manchmal aus den Augen.
Das kollektive Wissen, das wir durch Austausch aufbauen. Das gemeinsame Eintreten für einen höheren Zweck. Die Beziehungen, die uns dabei durch die Höhen und Tiefen tragen – all das sind Beispiele dafür, wie wir durch den Aufbau von Communities zur sozial-ökologischen Transformation beitragen.
Ich freue mich auf die weitere Community-Exploration mit dir!
Jenny
Zum Mitnehmen & Reflektieren:
- In welche Richtungen können wir den Einflussbereich unserer Community ausweiten?
- Wie und mit welcher Intention kann ich unsere Zusammenkünfte gestalten, sodass sie die Welt von Morgen schon im Heute widerspiegeln?
Wenn du Lust hast, tiefer einzusteigen – in die Praxis, die Haltung und die kleinen Hebel des Community Building – dann komm zu unserer ersten Session. Wir eröffnen den Raum, teilen Beispiele und tauschen uns aus. Vielleicht ist es ja der Anfang von etwas Neuem!